Vorschau: FC Bayern München – SV Werder Bremen

Justin Trenner 19.01.2018

Mittlerweile sind es 21 Spiele in Folge, die Bremen nicht gegen den FC Bayern gewinnen konnte. Darunter sogar 16 aufeinanderfolgende Niederlagen. Die Münchner wollen natürlich auf 22 und 17 erhöhen, doch auch Werder ist gewillt, endlich mal wieder Punkte aus München mitzunehmen.

Bremen braucht Mut

So wie damals – 2008 – als Rosenberg (2x), Naldo, Özil und Pizarro fünf Tore in München erzielten. Borowskis später Doppelpack war schlussendlich nur noch Kosmetik eines schlimmen Nachmittags. Werder stand damals noch für Offensivspektakel und mutiges Auftreten.

Parallelen zu Heute verbieten sich aber nicht nur aus taktischer Perspektive, sondern auch aus personeller. Die Naldos, Özils und Pizarros sind schon lange anderen Gesichtern gewichen. Der Kader hat nicht mehr die nötige Qualität, um ganz oben mitzuspielen.

Trotzdem steckt mehr drin, als es die Tabelle ausweist. Nicht zuletzt gegen Hoffenheim zeigte Werder eine engagierte und disziplinierte Leistung. Gerade zu Beginn sorgte die Elf von Kohfeldt für eine komplett offene und chaotische Partie. Das hohe Mittelfeldpressing setzte Hoffenheim unter Druck und so wechselte der Ballbesitz sehr häufig. Erst mit wachsender Spieldauer bekam die TSG das Geschehen unter Kontrolle.

Bremen zeigte gegen den Ball zwar eine gute Leistung, schaffte es aber nicht, in Ballbesitz entsprechend zu entlasten. Im offensiven Mittelfeldzentrum war es quasi Kruse allein, der sich immer wieder fallen ließ, um einen Hauch Struktur in das Angriffsspiel zu bekommen. Der Nationalstürmer ist ohnehin enorm wichtig für das Spiel des SVW.

Werder schafft es dennoch nicht, Abstände und Staffelung so zu verbessern, dass eine bessere und sicherere Ballzirkulation möglich wird. Darüber hinaus werden sie durch diese Schwächen immer auf die Flügel gedrückt, wodurch Kruse an fehlender Unterstützung leidet.

Daran konnte auch Kruses Freigeist-Rolle wenig ändern. Der Stürmer ist ohne Frage der Spieler, mit dem die Offensivbemühungen Werders stehen und fallen.

Hoffenheim hatte das Zentrum über weite Phasen im Griff, ließ Bremen dann aber immer wieder zurück ins Spiel. Dadurch entstand Chaos, das Werder zu nutzen wusste. Gerade in diesen Phasen zeigten die Grün-Weißen, dass sie durchaus in der Lage sind, sich sehenswert in Gefahrenzonen zu kombinieren.

Alles in allem war der Punkt verdient, doch Bremen hatte auch die Chancen, das Spiel zu gewinnen. Weil sie gerade im Pressing, Gegenpressing und mit Max Kruse immer wieder offene Spielphasen kreierten. Die fehlende Konstanz ist jedoch ein Problem, das sich durch die letzten Jahre zieht.

Was bedeutet das für den FC Bayern?

In München müssen die Bremer diese Leistung nicht nur über die kompletten 90 Minuten zeigen, sondern auch etwas Glück haben, wenn sie etwas mitnehmen wollen. Zu erwarten ist eine Bremer Mannschaft, die kompakt stehen will.


Kohfeldt hat den Zugang zur Mannschaft gefunden, muss aber an einigen Stellen noch Detailarbeit leisten.
(Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)

Spannend ist aber, wie sie das umsetzen wollen. In den letzten Jahren glich Werder eher einer ängstlichen unterklassigen Mannschaft, die das Spiel irgendwie überstehen wollte. So gerät man in München mindestens unter die Räder.

Bayern sollte deshalb mit Bremern rechnen, die zumindest versuchen werden, das Mittelfeldzentrum zu attackieren. Umso wichtiger wird es sein, direkt für klare Verhältnisse zu sorgen und dem Pressing etwas entgegenzusetzen. Die Anfangsphase wird viel entscheiden.

Der FC Bayern präsentierte sich in Leverkusen recht solide. Bayer 04 hatte kaum Chancen, um das Spiel zu kippen. Auch nach dem 1:2-Anschlusstreffer gab es nur eine fünfminütige Phase, die Unruhe erzeugte. Sonst hatte der Rekordmeister das Geschehen im Griff.

Gegen ein aggressives Pressing der Werkself konnten sich die Bayern überraschend gut behaupten. Ohne Neuer, Kimmich, Hummels, Thiago, Lewandowski und Coman war dies nicht selbstverständlich. Allerdings war bei dieser Liste auch klar, dass es kein Feuerwerk werden würde.
Gerade der Übergang vom zweiten ins letzte Drittel gelang den Bayern wie schon im Dezember nicht beziehungsweise selten. Das hatte vor allem den Grund, dass kein klassischer Stoßstürmer auf dem Feld stand. Dem Tabellenführer fehlte ohne Lewandowski und Wagner ein Spieler, der Tiefe gibt.

Es war das typische Müller-Problem auf dieser Position, dass oft eine echte Neun fehlte. Trotzdem machte Müller ein sehr gutes Spiel. Er war viel unterwegs, öffnete Räume und strahlte Gefahr aus. Allerdings hätte ihm ein Stürmer gut getan.

Umso mehr stach aber wiedermal James Rodríguez heraus. Der Kolumbianer wird immer wichtiger und war nicht zum ersten Mal auch bedeutender als Robben und Ribéry. Er gibt dem Offensivspiel Struktur und sorgte regelmäßig dafür, dass Ribéry den Platz bekam, den er unbedingt brauchte. Immer wenn das nicht gelang, dribbelte sich der Franzose fest.

Speziell wenn Thiago zurück ist, sollte es aber wieder einfacher für den FC Bayern sein, das eigene Spiel mehr in die Zentrale zu verlagern. Dort ging zuletzt zu wenig, weil die Abhängigkeit von James zu groß ist. Vidal ist zwar immer bemüht, bringt aber nicht die Fähigkeiten mit, um James zu entlasten. Auch Rudy war da zuletzt nicht besser.

Die Bundesligisten im Stats-Vergleich.

Gegen Bremen kommt es aber genau darauf an, im Mittelfeldzentrum die Kontrolle zu erobern. Zunächst gegen den Ball, um die Passwege auf Kruse abzuschneiden. Dann aber auch in Ballbesitz, um James ins Spiel zu bekommen. Der kann dann die Wege zu Lewandowski (oder Wagner) sowie den Flügelspielern finden.

Das wird der Schlüssel zu einem guten Auftritt sein. Wie schon in der letzten Vorschau angedeutet, muss Bayern sich jetzt von Spiel zu Spiel steigern. Gegen den Ball gab es gegen Leverkusen wenig zu meckern. Lediglich an der Konstanz und den spielerischen Lösungen im Offensivdrittel sollte der Rekordmeister noch arbeiten. Alles andere dürfte mit den Spielen und den zurückkehrenden Stars von alleine kommen. Der Weg ist immer noch weit, aber das Rüstzeug ist vorhanden, um das Jahr sehr erfolgreich zu gestalten.

Gesamtstand: 28:19 für die Redaktion
Gast in dieser Woche: Werder-Fan und Blogger Joey

Fantipp

Im Fantipp tippt einer unserer Leser den Spielausgang. Für den richtigen Tipp gibt es drei Punkte und für die richtige Tendenz (Sieg, Unentschieden, Niederlage) einen Punkt. Verglichen wird dies dann mit einem Tipp aus der Miasanrot-Redaktion. Am Ende der Saison wird sich zeigen, ob die eingeladenen Fans mehr Punkte erreicht haben, als die Redaktion.

Joey: 3:0 Bayern. Lange Zeit 0:0, dann Ende der ersten oder Anfang der zweiten Halbzeit 1:0 Bayern, Werder hält weiter gut gegen, macht dann am Ende auf, kassiert das 2:0 und spät noch das 3:0. Taktisch guter Auftritt von Werder, Bayern am Ende einfach zu gut.

Pavlenka ist ein Biest, aber Bayern präziser im Abschluss als andere Teams, daher keine Wunderparade dieses Mal von ihm. Werder defensiv überwiegend kompakt, im Auftreten mutig und mit hohem Mittelfeldpressing, situativ mit Angriffspressing, das Bayern aber immer wieder umspielt kriegt und zu Chancen kommt.

Werder dann fahrig im Umschaltverhalten, mehrfach mit Chancen im Ansatz, aber am Ende zu unpräzise und daher mit wenigen klaren Abschlussaktionen, entsprechend zu wenig Entlastung und schließlich einfach nicht gut genug.

Fazit von allen Seiten:
Werder: „Gut gemacht, aber mit dem Ergebnis natürlich nicht zufrieden.“
Bayern: „Haben uns lange schwer getan, Werder hat sich gut geschlagen, aber sind verdienter Sieger.“

Justin: Bayern wird wieder Schritte in die richtige Richtung gehen. Am Ende wird Werder es den Münchnern höchstens 20-30 Minuten schwer machen und dann fällt das Führungstor. Anschließend gewinnt Bayern die Partie mit 4:0. Ich kann mir nur ein kompliziertes Spiel vorstellen, wenn Werder früh die Führung übernimmt und dann etwas länger die Null hält.