Vorschau: Eintracht Frankfurt – FC Bayern München

Justin Trenner 08.12.2017

Zehn Punkte Vorsprung hat Frankfurt auf den Relegationsplatz. Derzeit steht die Mannschaft von Niko Kovac punktgleich mit Borussia Dortmund auf Platz 8. Ein Ergebnis, das für Zufriedenheit bei der SGE sorgt.

(Foto: Stanley Chou / Getty Images for ICC)

Wenn man jetzt noch bedenkt, dass der Lieblingsgegner am Wochenende in die Commerzbank-Arena kommt, ist die Situation für die Hessen noch angenehmer. In 68 Heimspielen verlor die Eintracht nur 17 Mal. 19 Unentschieden und 32 Siege komplettieren eine positive Heimbilanz gegen den Serienmeister aus München.

Begründet ist diese Bilanz nicht etwa allein durch eine glorreiche Vergangenheit der Frankfurter, sondern auch durch die Aktualität. In den letzten beiden Heimspielen erreichten sie als klarer Underdog jeweils ein Unentschieden.

Allerdings liegt der letzte Heimsieg gegen die Bayern mittlerweile schon über sieben Jahre zurück. Im März 2010 gewannen sie mit 2:1. Es lohnt sich trotzdem zu analysieren, weshalb es für die Münchner dort traditionell so schwer ist.

Gegnervorschau

Kovac hat seit seiner Übernahme Grundwerte reaktiviert. In der Arbeit gegen den Ball ist die SGE seitdem deutlich organisierter und stärker in den Zweikämpfen. Aus einer gut sortierten Grundordnung heraus agieren die Frankfurter sehr diszipliniert, aber auch aggressiv. Damit hat der FC Bayern in den letzten Jahren die größten Probleme gehabt.

Mit Niko Kovac ist in Frankfurt eine Konstanz eingekehrt, die den Hessen Ruhe und Erfolg einbrachte.
(Foto: Matthias Kern / Bongarts / Getty Images)

Gegen den FC Bayern wird Kovac sehr wahrscheinlich auf eine Fünferkette setzen. Die Anordnung davor wird stark davon abhängen, wem er vertraut und wie die Münchner in die Partie starten. Es wäre nicht überraschend, wenn Frankfurts Trainer nach der Anfangsphase seine Mittelfeldkonstellation anpasst. Das tat er in dieser Saison schon häufiger und das mit Erfolg.

Die Ziele sind aber unabhängig von der Grundausrichtung klar. Frankfurt wird mit viel Intensität versuchen, das Zentrum zu verdichten. Mit ihrer Fünferkette haben sie dann auf den Außenpositionen genügend Spieler, um mit Breite gegen Coman und Co. zu verteidigen. Viel wird davon abhängen, wie konsequent die SGE über 90 Minuten verschieben kann und ob die Münchner sie müde spielen können.

Bei Ballgewinnen wird die Kovac-Elf nicht lange fackeln. Lange Bälle sind ein probates Mittel der Hessen und so wird sich der FC Bayern auch in der zweiten und dritten Reihe beim Gegenpressing gut aufstellen müssen. 18% ihrer Zuspiele sind lange Schläge nach vorn. Dort wartet vor allem mit Haller ein sehr schneller Spieler, der bereits fünf Tore und zwei Vorlagen für offensiv eher durchschnittliche Frankfurter verbuchen konnte.

Auch Rebic (4 Tore) ist sicherlich nicht zu unterschätzen, wenngleich die Durchschlagskraft nach vorn häufig abgeht. Gegen die Bayern kann sich die SGE allerdings ausschließlich aufs Kontern beschränken, was ihnen durchaus entgegen kommt. Für die Münchner ist es deshalb wichtig, bei Ballverlusten direkt gut positioniert zu sein und den Frankfurtern keine keine zielgenauen Mittelfeldüberbrückungen zu erlauben.

Worauf die Bayern achten müssen

Die Kompaktheit im Pressing ging den Münchnern zuletzt mehrmals abhanden, wenn auch nur phasenweise. Gründe dafür sind in der Müdigkeit zu suchen. Langsam wird der Kader aber wieder breiter und Heynckes kann rotieren. Es ist wahrscheinlich, dass Martínez, Vidal, Müller und wohl auch Boateng in die Startelf zurückkehren. Coman war nach dem Duell mit Paris angeschlagen, soll nach Angaben des Klubs aber wieder fit sein.

Interessant ist dann die Besetzung im Zentrum. Vidal und Martínez brauchen mindestens einen kreativen Partner. Es kann nicht das Ziel sein, sich gegen kompakte Frankfurter auf die Flügel drängen zu lassen.

Coman wird, sollte er auflaufen, in Frankfurt einen schweren Stand haben. Dort kann er erstmals seit längerer Zeit unter Beweis stellen, dass er auch gegen sehr gut organisierte und tiefstehende Gegner kreative Ansätze liefern kann. Frankfurts Fünferkette mit der kompakten Mittelfeldreihe davor wird ihm phasenweise sogar mit drei Gegenspielern auf den Füßen stehen.

Zumal es denkbar ist, dass Müller für Ribéry kommt und der Fokus auf Coman somit einfacher umzusetzen wäre. Umso wichtiger ist also Kreativität aus der Zentrale, um den Franzosen dann doch mal zu isolieren.

Hier kann James seinen Einfluss intensivieren, wenn er denn beginnen darf. Gemeinsam mit Müller und Coman gilt es nicht nur flexibel aufzutreten, sondern auch die Schnittstellen nach vorne zu finden und gleichzeitig Anspielstationen für das Münchner Aufbauspiel zu liefern.

Wenn es nämlich noch eine große taktische Baustelle unter Jupp Heynckes und Peter Hermann gibt, dann ist es der Spielaufbau. Zu oft lassen sich die Münchner an die Flügel drücken. Zu häufig werden Pässe gespielt, die den Passempfänger in eine schwer zu lösende Situation bringen.

Gegen Frankfurt gilt es deshalb, die zentralen Wege vor die Abwehr zu finden. Ein Blick auf das Duell der U19 gegen Paris würde sich da lohnen. Die haben unter der Woche viele spannende Wege in den Zwischenlinienraum gefunden und sich dem Druck durch ein sehr gutes Positionsspiel entzogen. Von hinten ging es dann immer zwischen Abwehr und Mittelfeld des Gegners. Die engen Situationen wurden schließlich aufgelöst, indem die nun deutlich freieren Halbräume bespielt wurden.

Natürlich wird Frankfurt nicht so hoch attackieren wie die U19 von Paris. Ein noch besseres Positionsspiel ist aber auch bei den Profis von Nöten, um den entscheidenden Schritt zu machen. An dieser Stelle kann man auch wieder die Kiste der Kaderplanung aufmachen.

Diese Vorschau schließt deshalb mit der These, dass der FC Bayern sich am Saisonende von einem aus Vidal und Tolisso trennen und dafür einen kreativeren Spieler holen sollte. Meine Tendenz für eine Trennung ginge da ganz klar in Richtung des Spielers, der taktisch undisziplinierter, technisch weniger stark und deutlich schwerer zu entwickeln ist, obwohl er zumindest aktuell (noch!) der bessere ist.

Erklärung zum Expertentipp: So Leid es mir tut, muss ich den Expertentipp demnächst erstmal herausnehmen. Das hat vor allem zeitliche Gründe. Ich schaffe es leider nicht, jede Woche rechtzeitig jemanden für den Tipp zu kontaktieren und das Warten auf die Antworten ist bisweilen auch sehr anstrengend gewesen. An Stelle des Tipp-Duells wird es zumindest bis zur Winterpause erstmal jeweils nur eine persönliche Einschätzung von mir geben. Was danach passiert, überlegen wir uns gemeinsam im Winter. Gerne könnt ihr in den Kommentaren auch Feedback und Vorschläge zum bisherigen Format des Expertentipps geben und diskutieren, ob er zurückkehren soll, sobald ich wieder die Zeit habe, das richtig zu organisieren.

Ich glaube, dass der FC Bayern sich gegen Frankfurt erneut sehr schwer tun wird. Die Kovac-Elf wird von Beginn an kompakt und diszipliniert stehen, aber auch eine Aggressivität mitbringen, die es dem Mittelfeld der Münchner schwer macht. Vieles wird davon abhängen, welche Form Martínez und Vidal im Spielaufbau erwischen und wie der dritte Partner drauf ist. Lassen sich die Bayern zu sehr auf die Flügel drücken, was ich vermute, dann wird es ein zäher Nachmittag. Ich tippe dennoch ein 2:1 für den Rekordmeister, weil alleine die individuelle Klasse und der Trend für den FCB sprechen. Ein Sieg in Frankfurt wäre, unabhängig davon wie ansprechend die spielerische Leistung ist, ein wichtiger Schritt.