Stadion am Brentanobad, CC-BY-SA 3.0 Hobby-Fotograf2013

1. FFC Frankfurt – FC Bayern München 1:2 (0:2)

Jolle Trenner 07.12.2014

Beide Teams mussten auf ihre effektivsten Stürmerinnen verzichten und boten jeweils nicht die erste Torhüterin auf. Sowohl Célia Šašić bei Frankfurt als auch Vivianne Miedema beim FCB fehlten verletzungsbedingt. Bayerns Stammtorhüterin Tinja-Riikka Korpela fehlte wie schon gegen Essen angeschlagen, so dass erneut Manuela Zinsberger zum Einsatz kam. Frankfurts Trainer Colin Bell gab Desirée Schumann den Vortritt vor der nominellen Nummer 1 Anke Preuß, die er nach zwei Gegentreffern im Spiel gegen Wolfsburg verunsichert gesehen hatte.

Bayern spielte im gewohnten Dreier-/ Fünferkettenhybrid mit Gina Lewandowski links und Viktoria Schnaderbeck rechts außen, Nora Holstad in der Mitte und Raffaella Manieri sowie Caroline Abbé als Halbverteidigerinnen. Auf der Sechs startete die ehemalige Frankfurterin Melanie Behringer, auf der Acht Melanie Leupolz. Mana Iwabuchi übernahm die Rolle der Spielmacherin auf der Zehn, Vanessa Bürki und Katherine Stengel stürmten in der Spitze.

Frankfurt spielte in der ersten Halbzeit eine Art 4-1-4-1 mit Ana-Maria Crnogorcevic und Bianca Schmidt als Außenverteidigerinnen, Peggy Kuznik und – wie schon im Hinspiel – der Mittelfeldspielerin Simone Laudehr in der Innenverteidigung. Davor agierte Jessica Fishlock auf der Sechs, auf den Achtern spielten Dzsenifer Marozsán sowie Svenja Huth, links außen Kozue Ando und Kerstin Garefrekes gegenüber. Im Sturm lief die Ex-Münchnerin Mandy Islacker auf. Schon nach einer halben Stunde nahm Colin Bell Ando aus dem Spiel und brachte für sie Verónica Boquete, um das Mittelfeld zu stärken. In der zweiten Halbzeit kam Kathrin Hendrich für Svenja Huth, wodurch Laudehr in ihren angestammten Wirkungsbereich im Mittelfeld gehen konnte.

Falls Ihr es verpasst habt

Wer um die Klasse Frankfurts weiß, musste sich in der ersten Halbzeit irritiert die Augen reiben. Es schien, als hätte jemand einen verunsicherten Absteiger in die Trikots des FFC gesteckt. Während Bayern druckvoll, ballsicher und geschlossen das Spiel machte und überall auf dem Feld Überzahl herstellte, bekam Frankfurt überhaupt keinen Zugriff und wurde von den Bayern in die eigene Hälfte gedrängt. Zu allem Überfluss legten sie den Roten zwei Tore auf und damit eine 2:0-Halbzeitführung unter den Weihnachtsbaum. Nach einem wuchtigen Distanzschuss von Bürki ließ Torhüterin Schumann nach vorne abprallen, Iwabuchi staubt ab: 1:0. Spätestens im Rückstand war Frankfurt nun völlig von der Rolle. Bürki kann im Zentrum unbedrängt auf die völlig freistehende Schnaderbeck nach rechts außen passen, Nationalspielerin Laudehr köpft die Hereingabe innerhalb des Fünfmeterraums direkt auf Katherine Stengel. Die geht gedanklich nochmal ihren Weihnachtswunschzettel durch, entschließt sich mit dem Rücken zum Tor aber dann doch noch, einstweilen mit einem Drehschuss das 2:0 für Bayern einzunetzen.

So reich beschenkt drehte Bayern weiter auf, ließ den Ball laufen und auch wenn Frankfurt mit zwei Leuten auf die Ballführende draufging und presste, schaffte es der FCB, die Übersicht zu behalten, die freie Spielerin zu finden und sich zahlreiche Torchancen herauszuspielen. Frankfurt kam in der 25. Minute nach einem Fehlpass von Bürki per Konter zum ersten harmlosen Torschuss durch Huth, die sich allein vier Gegnerinnen gegenübersah. Kein Wunder: Bayern verschob geschlossen und kehrte auch nach Ballverlusten blitzschnell in die eigene Defensivformation zurück. Es zeigte sich klar, dass sich diese Bayern gefunden hatten und die Automatismen griffen.

In der zweiten Halbzeit zeigte sich nach der Umstellung Frankfurts mit gestärktem Mittelfeld ein gänzlich anderes Bild. Bayern nahm zunächst mit der sicheren Führung ein paar Prozente raus, während sich Frankfurt mit aller Macht zurück ins Spiel biss. So zwang der FFC die Roten vermehrt zu Fehlern, die Pässe kamen bei den Bayern nicht mehr sicher an, die Verteidigung zeigte ein paar Wackler und Bayern drohte das Spiel mehr und mehr zu entgleiten. Der 2:1-Anschlusstreffer eine knappe halbe Stunde vor Schluss war die logische Folge. Marozsán zieht eine Ecke von links direkt aufs Tor, ein Bayernkopf verlängert den Ball und Boquete drückt ihn über die Linie. Bayern war nun sichtlich ins Schwimmen gekommen, Frankfurt wittert Morgenluft und versucht mit einer Angriffswelle nach der nächsten nachzulegen.

Die Bayern fuhren die Konzentration noch einmal hoch und versuchten, über ihr Passspiel wieder zu ihrer Souveränität zurückzufinden. Dies gelang zwar nicht in Gänze, doch immerhin lenkte der FCB das Spiel in ungefährliche Zonen an der Außenlinie, statt die Bälle durch weites Wegschlagen zu verschenken. In den letzten Minuten wurde es ein ums andere Mal noch richtig brenzlig, doch für Frankfurt reichte es nicht mehr für einen Punktgewinn. Mit einer reifen Leistung erarbeitete sich der FC Bayern den Auwärtssieg und wichtige drei Punkte gegen den direkten Verfolger.

3 Dinge, die auffielen

Ballsicherheit und Dreierkette hebeln das Pressing aus

Gegen hohes Pressing wirkt eine Dreier- bzw. Fünferkette wahre Wunder. Frankfurt gelang es in der ersten Halbzeit nicht, die Bayern am Aufbauspiel zu hindern, weil diese stets eine Spielerin mehr und somit genügend Passoptionen in der Nähe hatten. Gepaart mit der Ballsicherheit und dem geschlossenen Verschieben des FCB lief Frankfurt 45 Minuten lang nur hinterher. So zwang man FFC-Trainer Bell zu einem frühen Wechsel und der Umstellung in der Halbzeitpause. Mit zwei Toren war der Vorsprung der Bayern jedoch schon sehr komfortabel, so dass sie den Sieg über die Zeit bringen konnten. Warum die Frankfurterinnen derartig auf dem falschen Fuß erwischt wurden, ist nicht nur aufgrund ihrer individuellen Klasse eine so große Überraschung, sondern auch deshalb, weil Bayern keinerlei Änderungen an ihrem System vorgenommen hatten. Die Formation der Roten war dieselbe wie immer. Bell wählte dennoch die falschen Mittel.

Reife Leistung einer reifen Mannschaft

Tom Wörle hat über die letzten Monate ein Team geformt, bei dem jede Spielerin genau weiß, was sie zu tun hat. Für eine Mannschaft, die vor der Saison ein knappes Dutzend Spielerinnen verloren und dafür neue hinzubekommen hat, wirken die Bayern unglaublich eingespielt und routiniert. Ob bei schnellen gegnerischen Kontern in der Defensive oder im eigenen Angriff stimmen die Laufwege, ein Rädchen greift ins andere und das ganze Team ist voll da. Wie sie heute mit dem Druck der Frankfurterinnen in der zweiten Halbzeit umgegangen sind, ringt einem schon Respekt ab. Man hätte das Momentum auch gänzlich verlieren können, doch hielt man dagegen. In den Zweikämpfen. In der Körpersprache. In der Entscheidungsfindung. Auch wenn man den FFC nicht mehr dominieren konnte, so behielt man dennoch die Ruhe und kämpfte sich über das Passspiel zurück in die Partie.

Manu im Tor: auch bei den Frauen ein Rückhalt

Manuela Zinsberger, die Stammtorhüterin Korpela zwischen den Pfosten vertrat, hat noch nicht die Ausstrahlung, in der Strafraumbeherrschung weniger Sicherheit und einen kleineren Wirkungskreis als die Finnin. Auch ihre Vorderleute hielten den Abstand nach hinten geringer als sie das normalerweise tun. Ein paar Bälle hätte sie noch entschiedener halten können. Dennoch machte sie heute ein klasse Spiel und war bei den richtig brenzligen Situationen zur Stelle, um die Angriffe Frankfurts zu entschärfen. Allein gegen die erfahrene Garefrekes zeigte sie drei, vier Mal, dass man sich auf sie verlassen kann. Egal ob flacher Schnittstellenpass oder unangenehme hohe Hereingabe: Zinsberger ließ sich nicht den Schneid abkaufen und hat ein großes Lob verdient. Beim Gegentreffer hatte die Österreicherin keine Chance.

1. FFC Frankfurt – FC Bayern München 1:2 (0:2)
FFC Frankfurt Schumann – Crnogorcevic, Kuznik, Laudehr, Schmidt – Fishlock – Marozsan, Ando (32. Boquete), Garefrekes, Huth (46. Hendrich) – Islacker
FC Bayern Zinsberger – Lewandowski, Manieri, Holstad, Abbe, Schnaderbeck – Behringer, Leupolz – Bürki 90. Pekel), Iwabuchi (80. Beckmann) – Stengel (70. Maier)
Bank Schroffenegger, Brooks, Baunach, Beckmann, Maier, Pekel
Tore 0:1 Iwabuchi (15.), 0:2 Stengel (21.), 1:2 Boquete (62.)
Karten Gelb: Leupolz (65.)
Schiedsrichter Riem Hussein (Bad Harzburg), Svenja Pleuß (Schwarme), Susann Kunkel (Hamburg)
Zuschauer 2.420